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Wer nah an einem Verkehrsschild vorbeiläuft und genau hinschaut, kann es in vielen Fällen sehen: eine Wabenstruktur auf der farbigen Oberfläche. Manchmal sogar in Streifen. Das liegt an der bedruckten Folie, mit der das Metall beklebt ist und die es erst zum Verkehrsschild macht. Je nachdem, wie sehr die Folien zum Beispiel Licht von Autoscheinwerfern zurückstrahlen sollen, sind in sie mal Mikroglasperlen integriert, mal sogenannte Mikroprismen. Letztere sorgen für eine besonders gute Reflexionsleistung.
Auch gebe es verschiedene Beschichtungen - etwa gegen Tau, Graffiti oder auch mit Noppen gegen Sticker, sagt Maximilian Ries, Juniorchef der Kurt Ries GmbH Schilderfabrik in Bruchsal bei Karlsruhe. "Das wird immer mehr nachgefragt." An manchen Raststätten an Autobahnen gebe es regelrechte Brennpunkte, wo Fußballfans bei einem Halt ein Schild schon mal bis zur Unkenntlichkeit zuklebten.
Aber die Folientypen sind bei weitem nicht alles, woran man die an sich durchnormierten Verkehrsschilder unterscheiden kann. Das Blech kann zwei oder drei Millimeter dick sein und verschiedene Größen haben, sagt Ries. Manche sind mit, andere ohne Rahmen. Es gebe verschiedene Lochpläne zur späteren Befestigung - je nachdem, wie ein Schild montiert wird und wie sehr es dem Wind standhalten muss. Die Großen etwa an Autobahnen erreichen gut mal Ausmaße von 60 Quadratmetern, sagt Reis. "So groß wie meine Studentenbude."
Als Blech wird in der Regel Aluminium genommen, wie Ries erklärt. Inzwischen seien auch Verbundmaterialien zugelassen. Das solle CO2 einsparen, sagt der Unternehmensnachfolger. "Aber was ist mit der Trennung?" An sich seien Aluminiumschilder gut recycelbar. In den Niederlanden gebe es auch Ansätze, Schilder aus Hanf zu entwickeln. Die Branche in Deutschland - es gibt gut ein Dutzend weitere Hersteller - habe das auch unter Klimagesichtspunkten im Blick. Sind die Bleche in Form geschnitten und die Folien bedruckt, folgt Handarbeit: Mit Hilfe einer Walze kleben die Mitarbeitenden in der Schilderfabrik luftblasenfrei Stopp-Schilder und Co. aufs Metall.
Mehr als 400 verschiedene Verkehrszeichen gibt es in Deutschland. Der Autoclub ADAC bezeichnet sie als einen "der wichtigsten Bestandteile des Straßenverkehrs überhaupt". Immer mal wieder fliegen welche aus dem Katalog oder es kommen neue dazu - etwa wegen neuer Formen der Mobilität wie Carsharing. In der Regel erstellt die Bundesanstalt für Straßenwesen einen Entwurf, wie ein Sprecher erklärt, den das Bundesverkehrsministerium als Gesetzgeber dann verabschiedet.
Dass Verkehrszeichen geändert werden beziehungsweise ein neues Design erhalten, kommt den Angaben nach sehr selten vor: zuletzt 1992. "In diesem Rahmen wurde der Großteil der vorhanden Verkehrszeichen neu gestaltet", erklärt der Sprecher. Damals seien grundsätzlich grafische Inhalte überarbeitet und die aktuellen Bilder von Menschen eingeführt worden. Die werden laut der Behörde als geschlechtsneutral bezeichnet - abgesehen von Mutter und Kind auf dem Gehweg-Schild.
Gerade an diesem Thema scheiden sich aber die Geister. Einst waren ein Mann mit Hut und Kind an der Hand zu sehen. Auf Anregung des damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann sei das in Frau mit Kind geändert worden, "da er der Ansicht war, dass die Darstellung eines Mannes mit Kind einen gewissen Aufforderungscharakter habe und so der Verführung minderjähriger Mädchen durch Sexualverbrecher Vorschub leiste", heißt es in einer Stellungnahme des Petitionsausschusses im Bundestag auf eine Petition aus dem Jahre 2012.
Diese hatte für noch geschlechtsneutralere Darstellungen geworben, denn Frauen nutzten Gehwege nicht signifikant häufiger oder länger als Männer und auch das Alter (Kind und Erwachsener) spiele keine wesentliche Rolle. Der Ausschuss entgegnete: Das Zeichen für einen Radfahrersonderweg bilde ein Herrenfahrrad ab, "ohne dass Herrenräder häufiger auf benutzungspflichtigen Radwegen anzutreffen sind als Damenräder. Darüber hinaus ist eine mit dem Austausch verbundene Verbesserung der Verkehrssicherheit nicht erkennbar".
Doch auch wenn sich Verkehrsschilder nicht ändern, müssen sie laut Ries regelmäßig ausgetauscht werden. Mit der Zeit bei Wind und Wetter reflektieren sie weniger. Nach 15 Jahren werde es meist kritisch, doch jedes vierte Schild sei älter. Daher gebe es immer wieder Aufträge vor allem von Kommunen und Autobahnmeistereien. Unzählige Schilder werden gebraucht. "Vorfahrt gewähren" werde am häufigsten bestellt, sagt Ries. Dann Haltverbote. Sehr selten wiederum druckten sie in Bruchsal das Schild für Parken halb auf Gehwegen.
Auch Privatleute können Schilder ordern. "80 wird gerne nachgefragt", sagt Ries - für runde Geburtstage statt als Tempolimit. "Die darf man aber nicht an der Straße aufhängen." Rund 50 Euro koste so ein Schild. Beim Privatgebrauch gibt es auch mehr Freiheiten beim Design.
Ansonsten legen Leitlinien für die Gestaltung so ziemlich alles fest - vom Farbton bis zum Abstand zwischen Schrift und Rand. Nur eines liegt in Menschenhand und ist für die Schildermacher das Schlimmste, was passieren kann, wie Ries sagt: Tippfehler, die trotz Kontrolle in der Fabrik und durch den Kunden bis zur Montage keiner bemerkt.
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